Bestzeiten/Personal best:

Bestzeiten/Personal best
10 km: 42 min 53 sec (2011) *** 21,1 km: 1h 37min 35sec (2009) *** 42,2 km: 3h 30min 33sec (2009) ***
56 km (Two Oceans):
4h 54min 00sec (2011) *** 89 km (Comrades uphill): 8h 49min (2015)


Sonntag, 5. Juni 2016

Comrades Marathon 2016 - alles geplant, gut trainiert - aber nicht gelaufen... Und trotzdem ein tolles Rennen

Es war anders geplant. Mein Düsseldorf Marathon Ende April 2016 sollte ein flotter Trainingslauf für meinen 6. Comrades Marathon (89 km) am 29.05.2016 werden. War er auch.

Danach war ich wegen einer Überlastung meiner rechten Wade/Achillessehne etwas zurückhaltend aber sehr zuversichtlich, den Comrades Marathon in geplanten 8 Stunden und 30 Minuten zu laufen.

Exakt zwei Wochen vor dem Rennen spürte ich ein Kratzen im Hals und vier Tage lang war ich etwas angeschlagen. Da ich aber kein Fieber hatte, war ich immer noch zuversichtlich, das Rennen zu bestreiten. Dann kam ein Husten, der unangenehm aber nicht sehr schwer war. Immer noch war ich zuversichtlich.

Andererseits hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich sehr viele Geschichten von Läufern kenne, die 2-3 Wochen nach einer Erkältung oder gar einer Grippe ein Rennen bestritten haben - und das Rennen ihr letztes war. Eine Herzmuskelentzündung ist eine heimtückische und leider nicht unübliche lebensgefährliche Erkrankung, die leider immer wieder das Leben von Athleten einfordert.

Die Entscheidung


Ich wollte nicht zu diesen Personen gehören. Die Entscheidung kam, als ich 5 Tage vor dem Rennen einen ganz lockeren, 6 km langen Trainingslauf unternahm und einen (ich sage Pseudo)-Schmerz in meiner Brust spürte. In dem Moment hatte ich wirklich Angst, dass der Comrades mein letzter Lauf sein könnte und ich entschied mich dazu, das Rennen nicht zu bestreiten.

Die Entscheidung wurde davon untermauert, dass ich ein paar Monate zuvor einem guten Freund von der Teilnahme an einem Marathon abgeraten hatte, eben weil er kurz vor dem Marathon eine Grippe hatte. Jetzt kann ich doch nicht selbst laufen - ich will doch ein gutes Vorbild sein :)

Aber der entscheidende Gedanke war der an meine Ehefrau. Kein Rennen auf der Welt ist es wert, das eigene Leben leichtfertig auf's Spiel zu setzen. Deswegen traf ich die Entscheidung und als ich diese abends mit meiner Frau besprach, war auch sie sehr erleichtert.

Wir haben nur ein Leben


Ich postete meine Entscheidung auf meiner persönlichen Facebook-Seite und der des Comrades Marathons - und war überwältigt von der Anzahl an positiven Reaktionen. Und davon, wie viele Läufer berichteten, dass sie selbst einmal eine solche Entscheidung hätten treffen sollen, sich aber für den Lauf entschieden haben und dafür einen hohen Preis zahlten - vom Abbruch des Rennens und der Einlieferung ins Krankenhaus, über eine Rippenfellentzündung, die zu 18 Monaten Sportabstinenz führte, bis hin zu einem 30-jährigen, der 90% seiner Herzleistung verlor und ein Spenderherz benötigte. 

Comrades als Besucher


Da meine Frau und ich die Reise nach Durban schon gebucht hatten, trafen wir die Entscheidung, dennoch zu fliegen und ein schönes Wochenende daraus zu machen. Und das hatten wir.

Nachfolgend einige Bilder von unserer Zeit in Durban und einige Eindrücke vom Lauf.

Es war toll, das Rennen aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten und es gab keine einzige Sekunde, in der ich meine Entscheidung bedauert habe.

Denn der Comrades kommt jedes Jahr und somit habe ich noch viele Gelegenheiten, wieder eine Medaille zu holen, wenn meine Gesundheit und mein Körper mitspielen.

Zwei Tage vor dem Rennen trafen wir zufällig unsere Freundin Kerry-Ann Marshall (pinkes Shirt) und ihren Mann Nic. Kerry-Ann ist eine der besten Läuferinnen in Südafrika, wurde 6. beim Two Oceans Marathon und ebenfalls 6. beim diesjährigen Comrades Marathon.

Unser Niederländischer Freund Marco van Leeuwen auf der Comrades Expo 2016 vor seinem ersten Comrades Rennen.

Auf dem Stand von PinkDrive, einer Charity-Organisation die ich seit 2014 unterstütze

Nicht am Rennen teilzunehmen erlaubt auch mehr Freiheit beim Essen und Trinken 

Am Samstag, einen Tag vor dem Rennen, waren hunderte von Läufern auf der Promenade unterwegs

Die Promenade von Durban

Meine Frau und ich bei unserem schönen 10 km Morgenlauf

Jürgen und seine Frau, zwei Leser meines Blogs, die mich beim Frühstück ansprachen. Ich war total überwältigt und freue mich immer, wenn mich Blog-Leser ansprechen

Sonnenaufgang in Durban am Renntag

Das Ziel aus für mich ungewohnter Perspektive und noch leer, bevor die ersten Läufer ankamen

An unserem super Standort, von wo wir die Läufer exzellent sehen konnten

Nachfolgend auch noch vier Videos von den beiden ersten Läufern jeweils der Männer und der Frauen.

Der männliche Sieger, David Gatebe, brach den 8 Jahre alten Streckenrekord um 2,5 Minuten und hatte noch Energie für ein paar Liegestützen!



Der zweite, Ludwick Mamabolo, widmete dem Sieger einen kleinen Tanz, nachdem er im Ziel war.




Die Überraschungssiegerin Charné Bosman, letztes Jahr zweite, überholte die lange Zeit führende und klare Titelaspirantin Caroline Wöstmann 3 km vor dem Ziel, da sich Caroline völlig verausgabt hatte und mit massiven Krämpfen zu kämpfen hatte.




Die klare Favoritin und dann als Zweite ins Ziel kommende Caroline Wöstmann, die gehend (!) ins Stadion einbog. 



Mein Fazit

Ich hatte eine wundervolle Zeit in Durban und es war phantastisch, den Rekord der Männer mit eigenen Augen fallen zu sehen, die Dramatik bei den Damen live zu erleben und viele Stunden auf Freunde und Clubkameraden im Ziel zu warten.

Ich war zu keinem Zeitpunkt traurig und habe niemals die Entscheidung, nicht zu laufen, angezweifelt.

Falls Du jemals in einer ähnlichen Situation bist und kurz vor dem Rennen krank wirst, ganz besonders, wenn Du Fieber hast und eine Extrembelastung wie einen Ironman oder Ultra Marathon geplant hast - sag Deine Teilnahme ab! Nutze Deine Fitness später im Jahr für etwas anders, aber riskiere nicht Dein Leben.

Du hast nur ein einziges Leben - Rennen gibt es tausende...

Weitersagen und Dranbleiben