Bestzeiten/Personal best:

Bestzeiten/Personal best
10 km: 42 min 53 sec (2011) *** 21,1 km: 1h 37min 35sec (2009) *** 42,2 km: 3h 30min 33sec (2009) ***
56 km (Two Oceans):
4h 54min 00sec (2011) *** 89 km (Comrades uphill): 8h 49min (2015)


Dienstag, 1. Juni 2010

Ausführlicher Comrades-Bericht (30.05.2010)

Mit Tränen in den Augen begann mein Comrades-Abenteuer - und ebenso endete es auch.

Glücklicherweise waren es bei mir die ergreifenden Momente, die meine Augen wässrig gemacht haben und nicht die Schmerzen, die andere erleiden mussten.

Doch erst mal von Anfang an...

Vor dem Start:

Dank eines Südafrikanischen Freundes und der Gastfreundschaft seiner Familie, konnten meine Frau und ich die Nacht vor dem Start in der Nähe von Pietermaritzburg, ca. 10 km von der Startaufstellung entfernt verbringen. (Danke Andrew!)
Damit haben wir ca. 1 Stunde mehr Schlaf bekommen als viele andere Läufer, die bereits gegen 3 Uhr morgens in Durban aufbrechen und zum Start fahren mussten.

Unsere Nacht war um 2.55 Uhr zuende und wir hatten genügend Zeit für ein kleines Frühstück. Außerdem konnte ich meine bereits legendären Ernussbuttersandwiches vorbereiten, was auch einige Zeit in Anspruch genommen hat.
gegen 3 Uhr morgens beim Vorbereiten meiner Sandwiches

Mein Sandwichvorrat: jeweils 2x1 Päckchen pro Stunde (es liegen jeweils zwei Päckchen aufeinander) + 1 Frühstückstoast mit Honig für die Wartezeit am Start
Um 4.15 Uhr sind wir aufgebrochen und haben gesehen, was für ein monumentales Rennen es wird - denn schwupps standen wir in zähflüssigem Verkehr vor Pietermaritzburg. Tausende von Autos waren alle auf dem gleichen Weg zum Start, um die rund 16.500 Starter abzuliefern.

Meine Anspannung war entsprechend hoch, denn ich wollte unbedingt in meinen Startblock "C" kommen - der dritte Block von insgesamt 8 Blöcken. Erstens kann man in den vorderen Blöcken in Ruhe sein Tempo laufen, während man hinten oft lange im Stop-and-Go verbringt. Zweitens wird der Comrades "gun-to-gun" gelaufen, d.h. die Zeit jedes Läufers beginnt mit dem Startschuss - es gibt keine Brutto- und Netto-Zeiten. Von Startblock "C" bedeutet das einen "Verlust" von ca. 2 Minuten, bis man nach dem Startschuss loslaufen kann, während der letzte Block ca. 10 Minuten benötigt.

Doch es hat geklappt! Ich war rechtzeitig gegen 5 Uhr in meinem Startblock und konnte noch ein Gespräch mit einem erfahrenen Comrades-Läufer führen. Seit Rat für mich als Novizen: Lauf nicht zu schnell los!

Der Start:

Die Zeit verging schnell bis zum Start um 5.30 Uhr. Tolle Musik und der Moment meiner ersten Tränen - als sämtliche afrikanischen Teilnehmer zuerst ein afrikanisches Lied und dann die südafrikanische Nationalhymne gesungen haben. Zehntausend Kehlen vereint. Da bekomme ich beim Schreiben wieder Gänsehaut!

Pünktlich um 5.30 Uhr knallt die Starterkanone und ab gehts. Ab geht's auf eine Reise in unbekannte Welten, denn ich bin noch niemals zuvor so lange am Stück als Läufer unterwegs gewesen.

Ich hatte mich darauf eingestellt, zwischen 9 und 11 Stunden unterwegs zu sein.

Mit 6°C war es recht frisch, doch dank zweier Mülltüten als temporäre Oberbekleidung wird's einem beim Laufen gleich warm.

Phase 1 (km 1 - ca. km25):

Los geht's und gleich heisst es vorsichtig sein: 1. wegen der Strassenbegrenzungen, 2. wegen der Bergabpassage der ersten paar hundert Meter. Den in diesem Moment noch kalten Körper zu hart ranzunehmen bedeutet, das Erreichen von Durban zu gefährden. Klingt verrückt, ist aber so hart. Die ersten km entscheiden darüber, ob man ankommen kann.

Also bin ich ganz langsam gelaufen, habe mich sklavisch an meine selbst vorgegebenen Pulswerte gehalten und bin losgetrottet. Viele haben mich überholt, doch viele andere sind ebenso verhalten wie ich gestartet.

Die ersten km vergehen und es geht bereits im Wechsel auf und ab. Entsprechend wechsle auch ich zwischen laufen und gehen ab.

Höhenprofil - doch die vielen kleinen Hügel, die einen fertig machen, sind gar nicht zu sehen
Auf den ersten 20 km geht es ca. 13 km bergauf und 7 km eben/bergab. Kein Wunder, dass ich bereits in der ersten Stunde beginne, bergauf zu gehen statt zu laufen. Das habe ich nicht erwartet - aber ich wollte bei meinen Pulswerten bleiben.

Nach einer Stunde mache ich einen kurzen Abstecher um mich zu erleichtern. Ich komme zurück auf die Strecke und wen sehe ich? Den 11-Stunden Pace-Maker. "Verdammt" denke ich, wenn der Tempomacher für die 11-Stunden schon bei mir ist, dann habe ich ja nur noch 1 Stunde Puffer auf die 12-Stunden-Maximalzeit. Das hatte ich mir anders ausgemalt.

Egal - einfach laufen. Es ist viel zu früh um sich Gedanken wegen der Endzeit zu machen! Jetzt merke ich, welche Rolle der Kopf spielt.

Plötzlich werde ich von hinten angesprochen und ein Läufer aus Kapstadt, der mich dort hat trainieren sehen, unterhält sich mit mir. Wir sind ca. bei km 15. Ein nettes Gespräch entsteht und er sagt mir, dass er auf jeden Fall unter 10 Stunden laufen wird.
Das gibt mir Mut und beruhigt mich wieder. Ich wollte bewusst die erste Hälfte langsamer laufen als die zweite. Vielleicht geht die Taktik doch auf.

Bei km 20 erreichen wir den höchsten Punkt der Strecke. Mein km-Schnitt ist zwar schlecht, aber ich denke nicht mehr darüber nach. Meine Pulswerte passen und das hat Priorität. Schließlich liegen noch 69 km vor uns. Zu früh, um zu spekulieren.

Gute Stimmung bei der Verpflegungsstation
Warten auf die Läufer
An den Verpflegungsständen alle 2-3 km ist immer die Hölle los. Gute Stimmung trotz früher Uhrzeit, viele Zuschauer. Und man riecht bereits seit 6 Uhr morgens den Duft von Grillkohle und brennendem Holz. Für die Südafrikaner ist der Comrades eine Institution und es wird an der Strecke gefrühstückt, gebraait (=gegrillt) und dabei den Läufern applaudiert. Doch nicht nur das: manche Zuschauer braaien z.B. Hot-Dogs und reichen diese den Läufern. Einfach irre.

Phase 2 (km 25 - km 44,6 Halfway):


Bei km 25 treffe ich erstmals meine Frau. Ich fülle meinen Sandwichvorrat wieder auf, wechsle in Ruhe ein paar Worte mit ihr und mache mich dann wieder auf den Weg.

Km 27 erreiche ich exakt nach 3 Stunden. D.h. 9 km/h bis jetzt.

Die Landschaft ist traumhaft, sehr abwechslungsreich (klar, wenn man 89km unterwegs ist ;) und lenkt einen immer wieder davon ab, wie viel Strecke man noch vor sich hat.

Im Pulk unterwegs
Obwohl schon über 3 Stunden unterwegs, läuft man keineswegs alleine. Im Gegenteil, man ist eher im Pulk unterwegs oder in größeren Gruppen (ganz so eng wie auf dem Bild ist es aber selten). Sowas kenne ich von anderen Läufen nur auf den ersten paar km und danach ist das Feld weit verstreut.
Das gibt Gelegenheit für manches Gespräch - meistens über die Fussball-WM.

Dass Südafrika im WM-Fieber ist, sieht man auch an so manchem Accessoire der Läufer:




Bei km 33 mein erster mentaler Meilenstein: Ab hier ist es "nur" noch die Distanz des Two Oceans Ultra Marathons, den ich schon 2x problemlos gelaufen bin. Na dann los, aufgewärmt bin ich ja jetzt ;)

Meine Frau hat mir per SMS Bescheid gegeben, wo wir uns wieder treffen. Doch leider verpassen wir uns. Irgendwie habe ich sie nicht gesehen. Verdammt, dabei hatte ich mich so auf die Salzbrezeln gefreut, die Sie für alle Fälle dabei hat. Na gut, dann eben beim nächsten und letzten Treffpunkt - der aber erst bei km 68 geplant ist...


Lustige Kopfbedeckungen
Ich passiere die Marathon-Marke. So nebenbei. Schließlich liegt ja noch mehr als ein Marathon vor mir, da kommt keine grosse Freude auf.

Die km ab der Marathonmarke bis zur Halbzeit ist fies: es geht nur bergauf, kurz bergab und weiter bergauf. Landschaftlich traumhaft schön - aber für den Läufer gemein, denn man sieht die nächsten Anstiege immer schon vor sich. Also ist wieder gehen angesagt.

Der 12-Stunden-Tempomacher - zum Glück ohne mich
km 44,6 - Halbzeit. Ich passiere die Stelle exakt nach 5 Stunden. Hey, das bedeutet, dass ich den 11-Stunden-Tempomacher irgendwo überholt habe und hab's gar nicht gemerkt. Also, nach 5 Stunden Halbzeit bedeutet, ich habe für die 2. Hälfte einen zusätzlichen Puffer von 2 Stunden bis zur 12-Stunden Cut-off Zeit. Super.

Vor allem bedeutet das, dass ich bei gutem weiterem Verlauf vielleicht doch die 10-Stunden-Marke knacken kann. Das wäre absolut genial für meine erste Teilnahme.

Phase 3 (km 44,6 - km 59):

Es geht so langsam mehr bergab als bergauf. Doch bergab laufen mit einem Marathon in den Knochen heisst: Vorsicht! Wer jetzt Gas gibt und denkt, er kann ganz flott Zeit gut machen hat sich geschnitten. Die Muskulatur ist schon so angestrengt, dass Krämpfe der Oberschenkel vorprogrammiert sind.

Daher ist es kein Wunder, dass die Physiotherapie-Zelte, die alle paar km zu sehen sind, rappelvoll sind und sich kleine Warteschlangen bilden! Nun, wer einen Krampf hat, der sorgt sich nicht mehr so sehr um seine Zeit - er muss erst mal den Krampf loswerden um überhaupt ins Ziel zu kommen. Dann kann man auch mal anstehen.

Verkleidete Läufer
Ich habe weiterhin Glück - vielleicht auch, weil ich peinlich darauf achte, auch bergab nicht schneller als 6 min/km zu laufen. "Normalerweise" würde ich bergab locker zwischen 4:20 und 4:45 min/km laufen, wenn nicht noch schneller.

Doch was ist das am linken Oberschenkel? Irgendwie ziehts jetzt doch. "Verdammt", geht's mir durch den Kopf "jetzt ist es viel zu früh für einen Krampf". "Salz, Salz, Salz" geht es mir durch's Hirn und ich suche an der nächsten Verpflegungsstelle die Helfer mir dem Salzstreuer (JA, die gibts wirklich).

Man soll während eines Rennens nie etwas neues bzgl. Ernährung probieren. Ob ich schonmal pures Salz beim Training zu mir genommen habe? Natürlich nicht. Aber egal, das muss sein, um Krämpfen vorzubeugen.

Also eine Prise Salz in die Hand gestreut, immer wieder mit der Zunge daran geleckt und Wasser dazu getrunken. Ganz vorsichtig und langsam - denn die Wirkung von zu viel Salz mit Wasser ist jedem bekannt...

Es geht gut - sehr gut sogar. Der Oberschenkel gibt Ruhe und mein Magen mag das Salzwasser. Dank dieser guten Erfahrung mache ich die gleiche Übung nach jeweils ca. 10 km noch 2x, um auf Nummer Sicher zu gehen.

Eine Gänsehaut bekomme ich, als wir bei einem Heim für behinderte Kinder vorbeilaufen. Blinde, Gehbehinderte, Amputierte, was immer man sich vorstellen kann. (Ich bekomme wieder Gänsehaut beim Schreiben!). Alle Kinder die können sind an der Strecke. Sie strecken die Hand aus, um sie von Läufern abklatschen zu lassen. Ich werde langsamer, versuche jede Hand zu erreichen und bin unendlich dankbar. Dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, diesen Lauf zu laufen. Die meisten dieser Kinder können es nicht.

km 56 kommt. Meine nächster mentaler Meilenstein. Jetzt wäre der Two Oceans vorbei.

Jetzt betrete ich vollkommenes Neuland!Ich bin noch niemals über 56 km gelaufen. Spannung pur. Doch ein paar Meter nach dem km-Zeichen ist das auch vergessen. Bringt ja auch nichts, es sind ja noch 33 km ;)

Phase 4 (km 59 - km 69):

Bei km 59 gehen mir seltsame Gedanken durch den Kopf: Ich bin gute 6,5 Stunden unterwegs und habe noch 30 km vor mir. "Gut", denke ich mir, "für 30 km werde ich doch wohl nicht mehr als 3,5 Stunden brauchen". Dann ist eine Zeit unter 10 Stunden drin. Also - nicht nachlassen.

Der nächste Gedanke bringt mich zurück zu meinem allerersten Marathon in München. 4 km vor dem Ziel dachte ich, ich könnte theoretisch noch Gas geben, doch ich habe mich nicht getraut, um nicht kurz vor dem Ziel aufgeben zu müssen.

Jetzt bin ich noch 30 km vor dem Ziel und denke an eine Art Endspurt ;) Verrückte Welt.

Drum bremse ich meine Begeisterung ein wenig und nehme mir nur vor, einigermassen zügig zu laufen. Ich stoppe zwischendurch immer meine 5km-Zeiten und brauche meistens zwischen 31 und 33 min für diese Strecke. Wenn ich das weiter so hinbekomme, sieht's gut aus mit der Endzeit.


Letztes Treffen mit meiner Frau vor dem Ziel.
So frisch wie ich aussehe bin ich aber nicht mehr...

Bei km 68 treffe ich meine Frau. Wir freuen uns, dass es mit dem Treffpunkt geklappt hat und ich nehme noch ein paar Sandwiches mit. "Wir sehen uns im Ziel", sagen wir und mit einem Motivationskuss geht's auf die letzte Etappe.

Der 9-Stunden-Tempomacher (leider) ohne mich
Phase 5 (km 69 - km 89,2):

Ich gebe zu, es ist auf den letzten 20km dann schon mühsam geworden. Es gab lange Bergabpassagen auf autobahnähnlichen Strassen. An den steilen Stellen gehe ich. Bergab. Beim Bergabgehen komme ich aber wenigsten recht flott voran.

12 kg Verkleidung! 5 Läufer haben sich die Strecke geteilt,
um dabei für bedrohte Nashörner zu sammeln
Noch 15 km und der 10-Stunden-Tempomacher kommt in Sicht. Vielmehr: eine riesige Truppe läuft vor mir, wie eine Wand. Ganz an der Seite quetsche ich mich durch und spüre die Hitze, die von der Menge ausgeht. Da möchte ich keine Minute mitlaufen - denn ca. 150 Läufer sind eine ordentliche zusätzliche Wärmequelle.

Also - ich bin vorbei und laufe in meinem Trott weiter. Ich schaue nach ein paar Minuten nach hinten und sehe, dass ich deutlich schneller vorankommen. "Ja!!! Das wird was mit der 9er-Zeit" jubelt mein Kopf. Doch Vorsicht ist angebracht, es ist noch ein langer Weg!

Noch 7 km: Ich habe noch 57 Min Zeit, um es zu schaffen. Und wenn es Probleme gibt weiss ich - ich kann zur Not ganz langsam gehen und werde ins Ziel kommen. Unbeschreibliche Erleichterung macht sich breit.

Die letzten 5 km sind eine Qual. Vor allem weil der Kopf nun weiss, dass das Ziel nahe ist. Aber ich lasse es nicht zu und denke nicht mehr an das Ziel. Ich denke nur daran zu laufen.

Wir kommen in die Innenstadt von Durban, die ich von der Registrierung am Samstag kenne. Nur noch die Strasse geradeaus, links um die Ecke und dann geht's schon ins Stadion. Dann habe ich es geschafft!!!

Ich biege um die Kurve und nehme einen letzten Schluck Wasser, der mir gereicht wird. Noch 500 m. Ich höre den Stadionsprecher, die Musik, die Menschenmassen.

Es geht ins Stadion und ich freue mich wie ein Schneekönig.

Zieleinlauf!

Ich bin im ZIEL!!!

9 Stunden, 47 Minuten und 33 Sekunden nach dem Startschuss in Pietermaritzburg habe ich es geschafft. Ich bin ein Comrades-Finisher.

Ich bekomme meine Medaille umgehängt, eine Bestätigung für die Zielzeit und den begehrten Aufnäher des 85. Comrades.

Ich gehe in paar Schritte, um mir etwas zu Trinken und eine Suppe zu holen - und schon kann ich fast nicht mehr gehen. Der Körper weiss, er ist im Ziel und schaltet auf Erschöpfung. Aber er hat das Recht dazu. Ich bin ihm dankbar, dass er mich so tapfer und beschwerdefrei ins Ziel gebracht hat. Mich, den neuen Comrades-Finisher.

Im Ziel:

Ich watschel wie eine Ente ins Zelt für internationale Läufer, in dem meine Frau auf mich wartet. Wir fallen uns in die Arme und sind erleichtert. Es ist geschafft.

Die vielen Stunden den Trainings, die vielen Stunden, die wir nicht gemeinsam verbringen konnten - sie haben sich gelohnt.


Meine Super-Schuhe, die mich so gut getragen haben!
Meine Schuhe kann ich mir übrigens nicht mehr selbst ausziehen - die Oberschenkel verkrampfen, sobald ich mich nach vorne beuge ;) Egal, jetzt habe ich ja Hilfe und muss nicht mehr Laufen.

Mein Fazit:

Ich bin absolut begeistert vom "Ultimative Human Race", dem exzellent organisierten und faszinierenden Comrades in Südafrika.

Man muss sich einmal vorstellen, dass auf den 89km Strecke auf gefühlten 80km Zuschauer stehen! Von 5.30 Uhr morgens an. Ein Wahnsinn.

Die letzten Tränen gibt es, als ich bereits entspannt im Bademantel im Hotelzimmer sitze. Vom Zimmer aus sehen wir noch auf die Zielgerade. Parallel dazu läuft der Fernseher, wo seit 5 Uhr morgens ohne Unterbrechung live berichtet wird und es kommt der 12-Stunden-Countdown. Die Tränen rollen als ich sehe, wie der erste Läufer nach 12 Stunden und 1 Sekunde ins Ziel kommt - und ohne Medaille und offiziell als "Did not finish" nach Hause geht. Ich weiss, wann er heute gestartet ist, welche Wege er gegangen ist und kann mir vorstellen, welche Qualen er mitgemacht hat. Brutale Welt. 1 Sekunde zu langsam und offiziell "nicht im Ziel". Viele hundert weitere Läufer kommen noch in Ziel - und man darf die Läufer nicht vergessen, die bereits an den 5 Cut-Off-Stellen auf der Strecke eingesammelt wurden! Zum Schutz der Läufer gibt es für diejenigen, die an bestimmten Stellen so langsam sind, dass sie ganz sicher nicht mehr innerhalb der 12 Stunden ankommen werden, ebenso ein cut off. Sie dürfen den Lauf nicht fortführen. Insgesamt eine gute Sache - aber auch eine brutale!

Der Läufer mit den 12 Stunden und 1 Sekunde wird später interviewt und er endet mit den Worten, dass er nächstes Jahr wiederkommen wird.

Wer weiss, ob es mir nicht ebenso gehen wird...



Weitere Details zum Comrades 2010:
Meine Daten und Zahlen zum Comrades 2010
Comrades 2010 - Daten um Rennen generell
Und wie geht es einem nach einem Ultra-Marathon wie dem Comrades 2010 eigentlich?

Comrades 2011:
Zahlen und Daten von Axel Rittershaus beim Comrades 2011, uphill
Ausführlicher Comrades 2011 Bericht

1 Kommentar:

Volker Hepp hat gesagt…

Wahnsinn, Respekt Du Wilder! Ich kenne noch einen ähnlich positiv Verrückten mit dem Mountainbike, der Stefan Hiene... Wenn ich mit meinen "lächerlichen" 12-Kilometer-Läufen mir das so vorstelle, wie das mit 89 Kilometern so ist....

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