Ich kann mich noch gut an meine Aufregung bei der ersten Teilnahme am TOM im letzten Jahr 2009 erinnern. Am meisten beschäftigte mich dabei die Frage, wie ich mit der langen Distanz zurecht komme.
Dieses Mal gab es die Frage nicht mehr - denn ich hatte es ja schon einmal geschafft. Also wusste ich, dass es prinzipiell geht. Doch ich bin mir auch immer bewusst, dass während eines Rennens viel passieren kann. Krämpfe in den Muskeln oder Magen, Verletzungen durch Stürze, zu viel oder wenig trinken, etc. Deshalb gilt es, den Respekt nie zu verlieren.
Angesichts einer Rekordteilnehmerzahl beim Halbmarathon von 11.000 Teilnehmern und ca. 8.000 Ultras sind wir besonders früh zum Start aufgebrochen. Um 3.15 Uhr klingelte der Wecker. Blick aus dem Fenster: es sieht gut aus, teilweise bewölkt, kein Wind (!) aber mit ca. 18 Grad C schon ziemlich warm.
Frühstück:
Kurzes Frühstück und Vorbereiten meiner ultimativen Marathonverpflegung: Toast mit Ernussbutter. Ja, ganz im Ernst! Toastbrot mit Erdnussbutter, zusammengefaltet und in handliche Stückchen geschnitten. Dann in Klarsichtfolie gepackt und aus zwei Toastbroten sind 4 kleine Verpflegungsrationen für den Lauf geworden. Das gibt Kraft, schmeckt gut und belastet meinen Magen bei weitem nicht so sehr wie die Energiegels. (siehe auch separaten Blogeintrag zur Ernährung unterwegs)
Dann alles eingepackt und ab ins Auto. Um 4.35 Uhr waren wir im Zielbereich und hatten noch genügend Auswahl an Parkplätzen. Na gut, es war ja auch fast 1,5 Stunden vor dem Start. Doch es war gut so, denn es ist schnell voller geworden.
Start:
Meine Frau Silke startete um 6.00 Uhr beim Halbmarathon, ich um 6.25 Uhr beim Ultra.
Wobei: wir konnten nicht pünktlich starten, weil die Halbmarathonis so langsam gestartet sind und so viele langsame Läufer die Strasse versperrt haben, dass wir noch ca. 10 Min warten mussten. Das stößt natürlich auf keine Gegenliebe bei den Ultra-Läufern, denn den Halbmarathon gibt es erst seit ein paar Jahren eben WEGEN des Ultras - und jetzt blockiert dieser Lauf den eigentlichen Event, nämlich den zum 46. Mal ausgetragenen 56km Ultra.
Na gut - es ging dann mit Verspätung und 5 min vor dem Start einsetzendem Regen los. Der Moderator beim Start meinte nur "Regen ist in Afrika immer ein Geschenk" und es war auch wirklich angenehm als leichte Abkühlung für einen langen Event.
Verlauf:
Einige Zeit nach dem Start hat der Regen wieder aufgehört, die Wolken haben sich langsam gelichtet und die herrliche Landschaft breitete sich vor uns aus. Dieses Jahr bin ich weniger verhalten angegangen und so vergingen die ersten 30 km wie im Fluge.
Die Hälfte der Strecke bei km 28 hatte ich in 2 Std 33 Min absolviert. Doch darf man diese Zeit nicht einfach verdoppeln. Denn bei km 32 kommt ein langer Anstieg zum traumhaften Chapman's Peak und ab km 42 knüppelhart über ca. 4 km zum Constantia Neck.
Doch auch den Anstieg zum "Chapi" konnte ich locker absolvieren und mich am Eis erfreuen, dass am höchsten Punkt verteilt wurde. Bergab stand ein Läufer und hat offensichtlich massive Probleme mit seinem Magen gehabt - denn er hat sich kräftig übergeben. Das ist brutal, wenn dann noch 20km vor einem liegen.
Eine Läuferin ist vor mir über die Katzenaugen gestolpert, die in der Mitte der Strasse angebracht sind. Da reicht 1 Sekunde nachlassender Konzentration aus und man liegt böse auf der Nase. Zum Glück wurde ihr gleich geholfen, denn es war eine sehr gute medizinische Versorgung an der Strecke.
Die bei Marathonläufern über die klassischen 42,2 km gefürchteten km 34 - 38 vergingen wie im Fluge - und das beweist einmal mehr, dass Laufen vor allem im Kopf passiert. Wenn ich nämlich weiss, dass noch fast 20 km vor mir liegen, dann ist das was anderes, wie auf der klassischen Distanz.
Der stimmungsvollste Teil der Strecke beginnt für mich in Hout Bay nach ca. 37 km. Hier stehen die Menschen dicht an dicht über mehrere km. Schwarz und weiss, reich und arm, Touristen, Township-Bewohner, Sportfanatiker. Sie machen Stimmung, tröten mit ihren Vuvuzelas und verleiten einen zum schneller Laufen. Da bekomme ich immer Gänsehaut.
Beim 4km Anstieg zum Constantia Neck hat sich ein Holländer an meine Fersen geheftet, der bis dahin gehen musste und dachte "den Deutschen lasse ich nicht mehr aus den Augen" (positiv in sportlichem Sinne zu verstehen. Er hat dann auch 5 min mitgehalten und dann doch von mir abgelassen. Eine nette Abwechslung.
Da ich wieder mein Shirt getragen habe, das mich als Deutschen ausweist, wurde ich immer wieder darauf angesprochen. Vor allem von Südafrikanern. Die sind nämlich locker und unglaublich stolz auf ihr Land - weshalb sie sich freuen, wenn Gäste zu einem solchen Event kommen.
Die Deutschen im Feld sind eher wortkarg und verbissen unterwegs. Ich habe einige unterwegs angesprochen (auf den Startnummern steht nämlich auch das Heimatland drauf), aber nur mit einem Läufer war ein Gespräch möglich.
Am meisten nerven mich ja die iPod- und MP3-Player-Läufer!!! Die bekommen erstens nicht mit, wenn jemand von hinten kommt und zweitens kann man sich mit ihnen nicht unterhalten. Sport verbindet. Stöpsel in den Ohren trennen! Daher finde ich es gut, dass manche Events dies inzwischen verbieten. Muss ich noch erwähnen, dass diverse Deutsche mit Stöpseln gelaufen sind?
Zurück zum Lauf:
Ab ca. km 44 hatte ich ein leichtes Ziehen in den Adduktoren in der rechten Leiste. Das ist unangenehm und ich habe sehr darauf geachtet, denn besonders beim dann einsetzenden Gefälle über mehrere km ist die Belastung der Muskeln sehr hoch. Doch nach einiger Zeit hat das Ziehen nachgelassen und ich konnte dem Ziel entgegenlaufen.
Ab km 50 war es eine reine Freude und ich konnte noch ein wenig Tempo zulegen, was dann am Ende zu einer Verbesserung um 10 Min gegenüber 2009 geführt hat.
Da dieses Rennen gleichzeitig meine Vorbereitung für den Comrades mit 89km am 30.5.10 ist, durfte ich zudem hier nicht alle Körner raushauen - denn mein Training geht sofort weiter und ich kann nicht 2-3 Wochen Pause machen.
Im nächsten Jahr werde ich aber daran arbeiten, die 5-Stunden-Grenze zu knacken.
Fazit:
Wieder ein fantastisches Rennen, viele nette Kontakte unterwegs und nochmals die Bestätigung meinerseits, dass es der schönste Marathon der Welt ist.
Das Wetter war optimal, fast durchwegs bewölkt, ca 30 Min Regen und immer um die 20Grad C.
Hoffentlich ;) auch wieder im nächsten Jahr - links die Halbmarathon-Medaille meiner Frau, rechts meine Ultra-Medaille
Two Oceans Ultra Marathon Berich 2011
Trainingsblog von Axel Rittershaus, Führungskräfte Coach, anfangs als Trainingsdokumentation zu meinem ersten Two Oceans Ultra in Kapstadt 2009 gestartet und jetzt, als Ultra-Infizierter, meine offizielle Doku zu all meinen Läufen und Wettkämpfen. Training blog of Axel Rittershaus, international Executive Coach, started as a documentation for my first Two Oceans Ultra in 2009, now my documentation for of my races and training sessions. Link to English blog in right column
Bestzeiten/Personal best:
Bestzeiten/Personal best
10 km: 42 min 53 sec (2011) *** 21,1 km: 1h 37min 35sec (2009) *** 42,2 km: 3h 30min 33sec (2009) ***
56 km (Two Oceans): 4h 54min 00sec (2011) *** 89 km (Comrades uphill): 8h 49min (2015)
Sonntag, 4. April 2010
Two Oceans Ultra (56km) Bericht - 03.04.2010
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