Bestzeiten/Personal best:

Bestzeiten/Personal best
10 km: 42 min 53 sec (2011) *** 21,1 km: 1h 37min 35sec (2009) *** 42,2 km: 3h 30min 33sec (2009) ***
56 km (Two Oceans):
4h 54min 00sec (2011) *** 89 km (Comrades uphill): 8h 49min (2015)


Mittwoch, 8. Juni 2011

Comrades 2011 - Bericht - 29.05.2011

Das "Ultimate Human Race" hat auch 2011 wieder über 12.000 Läufer in seinen Bann gezogen, die sich dieser 87 km langen Herausforderung gestellt haben.

Und es beginnt mit 40 km bergauf zum Aufwärmen…

Das ist der Comrades, wenn er „uphill“ von Durban nach Pietermaritzburg ausgetragen wird. Ist man dann schön warm, geht es über 47 weitere Kilometer bis zum Ziel. Doch wer glaubt, auf der zweiten Hälfte von Bergen verschont zu bleiben, der kennt die Strecke nicht…


Um 5.30 Uhr startete ich zu meinem zweiten Comrades-Abenteuer. Zusammen mit rund 12.000 anderen Läufern, darunter fast 1.200 internationale Teilnehmer, starteten wir bei guten Wetterbedingungen – trocken und ca. 15°C – in der Innenstadt von Durban. Mein Hotel war zum Glück nur 2 Straßen entfernt, so dass die Anreise ein kurzer lockerer Lauf war.

Kurz zuvor hatte ich wieder meine traditionellen Erdnussbuttersandwiches vorbereitet. 4 Stück davon am Oberschenkel (siehe die Ausbeulungen auf dem Foto) und der Rest in der Versorgungstasche meiner Frau, die auch dieses Jahr meine „Supporterin“ war. Zwei Stopps bei km 31 und km 57 hatten wir vereinbart.
Mit Handschuhen und einem leichten „Überzieher“ ging es auf die lange Reise über insgesamt 87 km, 1.800 Höhenmetern Anstieg und 1.200 Höhenmetern bergab. Dank meiner Startgruppe „C“ kam ich knapp 1 Minute nach dem Startschuss über die Startlinie, während die Läufer am Ende des Felds bis zu 10 Minuten Verzögerung hatten. Was aber bei uns Freizeitläufern nicht wirklich eine Rolle spielt.




Im Vorfeld war ich dieses Jahr sehr ruhig und entspannt. Ich wusste, dass ich die Distanz – die bergauf sogar 2 km kürzer ist – schon einmal geschafft hatte. Also war dies kein grundsätzliches Problem. Doch ich bin mir immer bewusst, dass jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren kann. Ein Sturz, ein Umknicken, ein Krampf, Magenkrämpfe, etc. Ich habe immer großen Respekt vor den langen Distanzen, doch ich hatte keine Bedenken mehr, ob ich es überhaupt packe.

Was mich im Vorfeld aber beschäftigt hatte, das waren die 40 km Anstieg am Anfang. Für den Körper ist das gar nicht so schlimm. Für den Kopf aber ist das eine echte Herausforderung. Denn wenn man schon zu Anfang nicht das gewohnte Tempo anschlagen kann und man dann die gelaufenen Zeiten hochrechnet, dann kann einen das ordentlich unter Druck setzen. Begeht man dann den Fehler und gibt auf den ersten km zu viel Gas, dann muss man dies bitter bereuen. Ich kennen einen Läufer, der in seiner Jugend den Fehler machte, die erste Hälfte in 3Stunden 30 Minuten zu laufen – und für die zweite Hälfte benötigte er 7 Stunden und 30 Minuten…


Ich hatte mir wieder eine sehr konsequente pulsorientierte Laufstrategie zurecht gelegt, in meine Polar Uhr einprogrammiert und mir geschworen, mich daran zu halten.
Das hat auch wunderbar funktioniert und ich war sehr überrascht, dass es bei weitem nicht so schlimm war, wie befürchtet.
Es geht tatsächlich überwiegend bergauf. Aber es gibt immer wieder ebene und abfallende Passagen und ich konnte sowohl im geplanten Puls- als auch im angedachten Tempobereich laufen. Nach 20 km wusste ich, dass ich sehr gut unterwegs war.

Bei km 31 traf ich erstmals meine Frau, konnte meine Sandwiches und Energiegels auffüllen sowie eine Flasche mit eigenem Energiedrink mitnehmen. Es gibt unterwegs permanent Wasser, Energate (ähnlich wie Powerate) und Cola. Da tut ein anderer Geschmack auch mal gut.




Ein paar km später kam mein emotionales Highlight des Laufes. Bereits im letzten Jahr habe ich von den behinderten Kindern der Ethembeni School geschrieben (Comrades 2010)

Dieses Jahr hatte ich mir fest vorgenommen: Ich klatsche die Hand jedes einzelnen Kindes von dieser Schule ab. Wenn ich über 9 Stunden laufe spielen die paar Minuten keine Rolle. Aber das Lächeln dieser Jungs und Mädels zu sehen, die teilweise schwerstbehindert sind, ist dafür unbezahlbar. Und so war es auch.

Die ersten hätte ich fast verpasst, doch ich konnte rechtzeitig bremsen. Gefühlte 5 Minuten bin ich an den Kindern vorbeigegangen, habe ihre Hände gedrückt oder abgeklatscht. Bei den blinden Kindern habe ich ihre Hand genommen, während ihnen ihre Kameraden gleichzeitig gesagt haben, dass gerade ein Läufer vor ihnen steht.

Als ich an den Kindern vorbei war und wieder in den Laufschritt verfiel, waren meine Augen sehr feucht. Ich dachte daran, welches Glück ich habe, an einem solchen Event überhaupt teilnehmen zu können und einen Körper zu haben, der mir alle Möglichkeiten bietet. Ganz im Gegensatz zu den Kindern. Doch die Kinder waren so fröhlich, trotz ihrer Handicaps, und haben sicherlich vielen Läufern Kraft gegeben.
Falls Sie, lieber Blogleser, ein paar Euro übrig haben: Die Ethembeni Schule kann jeden Cent gebrauchen. Gerne helfe ich auch bei der Kontaktherstellung.

Die nächsten 12,5 km vom Treffpunkt mit meiner Frau aus bis zur „Halfway-Mark“ waren weiterhin gut zu laufen, aber so langsam war das permanente bergan-Laufen doch zu spüren. Unterwegs traf ich ein paar Läuferfreunde meines Laufclubs, was die km leichter vergehen läßt.


An der Hälfte der Strecke war ich nach ca. 4 Stunden und 50 Minuten angelangt. 10 Minuten früher als im Vorjahr. Das war ein gutes Zeichen, wohl wissend, dass die meisten Berge hinter mir lagen. Doch ich wusste noch nicht, was auf mich wartete.
Die Strecke von ca. km 40 – km 50 geht durch eine sehr schöne, weite Landschaft und die Strecke bot einige angenehme lange Bergab-Passagen.

Ein kulinarisches Highlight kam kurz nach der Halbzeit: Ein genialer Versorgungsstand des Handelsunternehmens „game“ mit den üblichen Getränken und einer außerordentlichen Nahrungsauswahl. Es gab Chips, Kartoffeln, Kekse, Bananen, Orangen und Hamburger! Wow, da konnte ich nicht wiederstehen.

Wenn man schon über 5 Stunden unterwegs ist, permanent das süße Zeugs trinkt, Erdnussbutter und Energiegels isst – dann ist man für einen „fleischige“ Abwechslung dankbar. Man, das war lecker. Natürlich habe ich nicht einen kompletten Burger verdrückt. Aber es war sicher ein Viertel eines Burgers, das mir körperlich und moralisch gut getan hat.


An diesem „One-Stop-Shop“ von game gab es auch noch Blumen für die Läufer. Nein, nicht weil wir so toll gelaufen sind. Es ging um eine Tradition: Kurz danach kommt man an die Comrades Wall of Fame und an „Arthur’s Seat“ vorbei. Hier hat sich angeblich der 5-malige Comrades-Gewinner Arthur Newton ausgeruht hat. Legt man hier eine Blume nieder und grüßt ihn mit einem „Good morning Sir“, so hat man eine starke 2. Hälfte des Laufes. Natürlich habe ich meine Blume gerne niedergelegt und da ich gut durch den Lauf gekommen bin, hat es gewirkt ;)

Bei km 57 traf ich meine Frau ein zweites Mal zusammen mit anderen Supportern unseres Laufclubs. Dieses Mal benötigte ich kaum noch Nachschub an Essen. Ab ca. km 40 habe ich von den vielfach gereichten Bananen, Orangen, Keksen und Kartoffeln Gebrauch gemacht und noch genug Vorrat an Energiegels und Erdnussbutter-Sandwiches. Nur meinen eigenen Energiedrink habe ich gerne angenommen.



Auf der gesamten Distanz habe ich 3x an Versorgungsstellen Salz zu mir genommen und zusätzlich 4x je ½ Salztablette, die ich selbst dabei hatte, zugeführt. Immer mit reichlich Wasser hat dies bestimmt geholfen, mich vor Krämpfen zu bewahren.

Nach km 65 wurde die Strecke so langsam wirklich lange. Meine Zeit war gut und ich war zuversichtlich, ordentlich in weniger als 10 Stunden anzukommen. Vom „sub 10-Bus“, dem Pacemaker für ein Finish unter 10 Stunden, war weit und breit nichts zu sehen. Den "Sub 9" Bus hatte ich schon vor vielen, vielen Stunden an mir vorbeieilen gesehen ;)


Bei km 75 wurde es heftig. Wirklich heftig. Erst kamen die „little Pollies“, nicht allzu steile aber sich ewig ziehende Anstiege bei denen ich hoffte, dass es schon die gefürchteten „Polly Shortts“ seien.
Aber das waren sie nicht.

Bei km 77 ging der Polly Short Anstieg los. Für 2,5 km ein wirklich steiler Berg, der nur noch im langsamen Gehtempo zu bewältigen war. Mein Tempo ging auf ca. 6 km/h = 10 min/km runter. Wahnsinn. An flachen Stellen konnte ich kurz zuvor zwischen 5:10 und 5:40 min/km laufen und jetzt war ich fast doppelt so lange für die gleiche Strecke unterwegs.

Also ging die Rechnerei los, wie lange ich das langsame Tempo mitmachen könnte und dennoch die 10 Stunden packe. Es war eine Quälerei.

Als der Berg endlich zu Ende war musste ich mich zwingen, wieder mit dem Laufen zu beginnen. Zu gerne wäre ich einfach weiter gegangen. Das sind die Momente, in denen der Kopf mehr Probleme bereitet als der Körper. Drum habe ich dann doch wieder den Laufschritt aufgenommen und ab dort war es fast nur noch flach oder leicht bergab. Welche Erleichterung.

Schnell gingen die letzten km vorbei und als noch 2 km zu laufen waren, konnte ich mein breites Grinsen vor lauter Freude über den 2. Comrades-Erfolg nicht mehr absetzen. Von Ohr zu Ohr strahlend lief ich durch die Menschenmassen und in die ca. 1 km lange Zielgerade ein. Ok, es ist keine Gerade, aber es ist ein abgesperrter Bereich voller Menschen, die den Läufern zusehen. Da meine Freude nicht zu übersehen war, bekam ich viel positive Unterstützung zurück.

Plötzlich spürte ich eine Rasenfläche unter meinen Schuhen. Da wusste ich: Ich bin auf der Grasfläche des Zielbereichs angekommen. Also konzentrieren und nach links schauen. Denn dort wartete meine Frau im Internationalen Zelt und sie wollte Fotos von mir machen. Damit sie mich nicht verpasst, hatte ich ihr 2 km vor dem Ziel eine SMS geschickt.


Also, alle Konzentration nach links. Und da war sie! Freudestrahlend lief ich an ihr vorbei ins Ziel. Geschafft.
Nach 9 Stunden, 40 Minuten und 18 Sekunden konnte ich meine Bestzeit von 2010 um 7 Minuten verbessern.

Dieses Jahr konnte ich auch nach dem Finish noch problemlos weitergehen, hatte keine Krämpfe oder Schmerzen. Voller Stolz nahm ich meine Finisher-Medaille entgegen.

Gleich nach dem Ziel fand ich auch den gefragten Mann mit der 2. Medaille: Der Back-to-Back-Medaille für die Läufer, die 2010 und 2011 erfolgreich absolviert haben. Schon hingen zwei Medaillen um meinen Hals.



Nur wenige Meter weiter fand ich den Eingang zum Internationalen Zelt und auch meine Frau fand ich sofort – sie wurde gerade von einem Radiosender interviewt, der ein Deutsch/English/Afrikaans-Programm ausstrahlt. Gerne nahm er auch noch einen Kommentar von mir entgegen und dann konnte ich gemeinsam mit meiner Frau unser Wiedersehen genießen.


Nach einigen Minuten Ausruhen holte ich mir zwei Flaschen Bier – wenn auch auf sehr wackeligen Beinen… Ah, das tat gut. Bier ist sehr angenehm für den Magen nach einer solch langen Belastung und den süßen Energiegels. Etwas später kamen noch zwei Teller Fleisch und Brot dazu – und dann ging es mir wieder richtig gut.


Direkt im Anschluss war ich glücklich, es geschafft zu haben und konnte mir nicht zwingend vorstellen, auch beim nächsten Mal wieder dabei zu sein. Ein paar Tage später, während ich den Bericht schreibe, kann ich das schon eher ;)


Als Teilnehmer des Comrades 2011 habe ich auch an einer Studie der Universität Kapstadt mitgemacht.

2 Kommentare:

Klaus hat gesagt…

Hi Axel,

super Bericht. Tolle Fotos und tolles Video (Julia hat auch geguckt ;-). Das macht richtig Lust auf Laufen. Die Qualen kann man sich ja beim Lesen nur so ungefähr vorstellen... Hut ab noch mal vor Deiner tollen Leistung und Deiner Willensstärke! Der Tipp mit dem Salz ist sicher sehr wertvoll auch für andere Läufer.
Erhol Dich gut und liebe Grüße auch an Deine tolle Supporterin! ;-)
Klaus und Sabine

Jaco@rchelicam.co.za hat gesagt…

Hi Axel, Thanks for your video. I hope you have had time to view the official Aerial HD Action Video footage of the 2011 Comrades Marathon http://www.youtube.com/watch?v=egMqYjFQzfw and the Aerial 360 views of the race and expo on http://www.comrades.com/predefined.aspx?Page=5483. Regards, Jaco@rchelicam.co.za

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